Ein Meilenstein in der Musikgeschichte – 50 Jahre „Blow by Blow“
Mit seinem ersten Soloalbum hat der legendäre Gitarrist Jeff Beck einen entscheidenden Schritt in seiner Karriere gemacht und ist zu einem der größten Gitarristen der Rockmusik aufgestiegen. In diesem Monat jährt sich das Erscheinen seines bedeutenden Albums „Blow by Blow“ zum fünfzigsten Mal, und es ist der perfekte Anlass, um in die Welt der Jazz-Rock Fusion einzutauchen. Obwohl ich persönlich nicht der größte Fan dieses Genres bin, verspüre ich manchmal das Bedürfnis nach den ausgefallenen Klängen, die es zu bieten hat.
Besonders spannend wird es, wenn man bedenkt, dass Beck aus der Rockmusik kommt und sich nicht, wie viele Fusion-Künstler, aus dem Jazz heraus entwickelt hat. Geoffrey Arnold Beck, bekannt als Jeff Beck, wurde 1944 in einem Vorort von London geboren. Seine musikalische Reise begann er in den frühen 60er Jahren in verschiedenen R&B-Bands wie den Tridents und Screaming Lord Sutch and the Savages. 1965 trat er als Nachfolger von Eric Clapton bei den Yardbirds ein, die gerade ihren ersten Hit „For Your Love“ gelandet hatten.
Es ist interessant zu erwähnen, dass „For Your Love“ sowie die weiteren Hits „Heart Full of Soul“ und „Evil Hearted You“ von Graham Gouldman, dem späteren Mitglied von 10cc, geschrieben wurden. Dies zeigt, wie verwoben die Wege der Musiker sein können.
Doch zurück zu den Yardbirds: Während einer US-Tour kam es zu einem Streit zwischen Beck und der restlichen Band, der im Jahr 1966 zu seinem Ausschluss führte. Jimmy Page übernahm daraufhin die Hauptgitarre und machte die Yardbirds zu einer Band, in der gleich drei legendäre Gitarristen wirkten.
Nach seiner Zeit bei den Yardbirds versuchte Beck, als Solokünstler Fuß zu fassen und hatte Erfolg mit seiner Single „Hi Ho Silver Lining“, die es in die britischen Top 20 schaffte. Im selben Jahr gründete er die Jeff Beck Group mit Rod Stewart, Ronnie Wood, Nicky Hopkins und Aynsley Dunbar. Diese Formation trennte sich 1969 nach zwei Alben wieder.
Jeff Beck experimentierte weiter und rief eine neue Jeff Beck Group ins Leben. Dabei kombinierte er rockige, jazzige und soulig Elemente, um einen eigenen Stil zu entwickeln. Die zweite Besetzung konnte jedoch nicht lange bestehen, da die kreativen Unterschiede letztlich zu einer erneuten Trennung führten.
Anschließend arbeitete Beck mit den ehemaligen Vanilla-Fudge-Mitgliedern Tim Bogert und Carmine Appice und bildete das Trio Beck, Bogert & Appice, das 1973 ein erfolgreiches Album veröffentlichte. Ende 1974 schloss er sich erneut mit Max Middleton zusammen und konnte bei den Aufnahmen zu „Blow by Blow“ den legendären Produzenten George Martin gewinnen.
Dieses Album markierte nicht nur einen Wendepunkt in Becks Karriere, sondern auch einen Höhepunkt seiner Entwicklung zu einem der einflussreichsten Gitarristen der Rockgeschichte. Mit „Blow by Blow“ überzeugte er durch reife, jazzige Klänge und groovebetonte Melodien.
Das Album beginnt mit „You Know What I Mean“, einer funkigen Fusion-Nummer, bei der Beck seine Gitarre emotional und ausdrucksvoll erklingen lässt. Besonders beeindruckend ist der Einsatz der Talkbox im Beatles-Cover „She’s a Woman“, das mit einem Reggae-Rhythmus versehen wurde.
Zusätzliche Highlights des Albums sind das komplexe „Scatterbrain“ mit orchestralen Arrangements und die gefühlvolle Ballade „Cause We’ve Ended as Lovers“, die von Stevie Wonder stammt. Während „Blow by Blow“ in den US-amerikanischen und kanadischen Charts erfolgreich war, blieb es in Europa relativ unbeachtet.
Jeff Beck genoss im Musikbusiness zwar nicht die gleiche Popularität wie Clapton oder Page, war jedoch bei anderen Künstlern hoch angesehen. Seine Kooperationen sind zahlreich und prominent.
In den 80er Jahren erschien er erneut mit Rod Stewart und einer Coverversion des Klassikers „People Get Ready“. Insgesamt gewann Beck acht Grammy Awards und wurde zweimal in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Zuletzt veröffentlichte er 2022 ein Album in Zusammenarbeit mit Johnny Depp.
Leider kam Anfang 2023 die traurige Nachricht über seinen Tod am 10. Januar 2023 im Alter von 78 Jahren. Jeff Beck wird als einer der größten Gitarristen in die Musikgeschichte eingehen und bleibt unvergessen.