Marode Wasserleitungen: Ein drohendes Versorgungsrisiko in Deutschland
München. In Deutschland steht nicht nur die marode Infrastruktur der Brücken und des Schienennetzes der Deutschen Bahn im Fokus. Auch das Wasserleitungsnetz hat sein Alter erreicht und ist anfällig für Störungen, wie zuletzt ein Rohrbruch in Berlin zeigte. Hunderttausende Menschen blieben ohne Wasser, was auf ein flächendeckendes Problem hinweist, das sich laut dem Wasserwirtschaftler Prof. Jörg E. Drewes bald in ganz Deutschland häufen könnte.
In einem Gespräch mit der „Welt“ stellte Drewes klar, dass viele Wasserleitungen in Deutschland auf die 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts zurückgehen. Der Umfang der notwendigen Sanierungen ist enorm und erfordert erhebliche finanzielle Mittel. Besonders in städtischen Regionen ist die Ausfallrate der Leitungen gestiegen, da der verstärkte Zuzug in die Städte bei der Planung der Wasserversorgung nicht berücksichtigt wurde.
Drewes warnt eindringlich, dass ohne sofortige Maßnahmen die Schäden an den Leitungen größer und teurer werden könnten. „Die Gefahr eines Ausfalls der Wasserversorgung wächst für die Bevölkerung und die Industrie erheblich. Die Last der anfallenden Investitionen würde dann auf die kommenden Generationen abgewälzt“, so der Experte. Er fordert, dass das Wasserleitungsnetz die gleiche Priorität wie andere kritische Infrastruktureinrichtungen erhalten müsse.
Der Investitionsbedarf, der sich in den letzten Jahren angesammelt hat, ist enorm. Drewes schätzt, dass „viele Milliarden Euro“ für notwendige Langzeitinvestitionen zur Erneuerung der Infrastrukturen benötigt werden. Er plädiert für eine Verschiebung der Prioritäten und ein erhöhtes Bewusstsein für den Wert von Wasser. Der Wasserpreis in Deutschland ist derzeit relativ niedrig, doch könnte er im Zuge der erforderlichen Investitionen steigen. „Das ist jedoch für die Bürger tragbar, wenn man es gleichmäßig verteilt“, äußert sich Drewes optimistisch. Angesichts der bisherigen Versäumnisse bei der Erneuerung der öffentlichen Infrastruktur für Schienen, Brücken und Straßen ist es jedoch fraglich, ob man auch bei den Wasserleitungen zügig handeln wird.
Diese Situation wirft ernsthafte Fragen zur zukünftigen Wasserversorgung in Deutschland auf und verdeutlicht die Dringlichkeit, in die Instandhaltung zu investieren, ehe gravierende Versorgungsprobleme auftreten.