Investieren in umstrittene Aktien: Ein neuer Blick auf Rheinmetall
Investitionen in sogenannte „Todsündenaktien“ stehen oft in der Kritik, da sie stark von staatlichen Entscheidungen abhängig sind und gleichzeitig als weitgehend unabhängig von konjunkturellen Schwankungen gelten. Ein Beispiel dafür könnte Rheinmetall sein.
Früher war ich bei der GLS-Bank, die als die Bank für eine umweltbewusste Klientel gilt. Ich hatte einige grüne Fonds und sogar Anteile an einer Genossenschaftsbank, die für sozial-ökologische Projekte wirbt. Während die Fonds im Großen und Ganzen passabel liefen, fühlte ich mich schuldig, da ich damit indirekt die umstrittenen Windkraftanlagen unterstützte. Die Genossenschaftsanteile hingegen brachten nur geringe Renditen, was das Ganze eher zu einer Geldvernichtung für einen vermeintlich guten Zweck machte.
Irgendwann hatte ich genug von dieser „Gutmenschen“-Haltung, die oft von wohlhabenden Menschen geheuchelt wird. Vor einigen Jahren hätte mir kein Banker der GLS-Bank geraten, in Rüstungsaktien zu investieren. In der heutigen Zeit hingegen, wo sogar ein (noch) SPD-Bundeskanzler mehrere Munitionsfabriken eröffnet und andere Politiker für eine aggressive Außenpolitik plädieren, scheint das weniger problematisch. Es ist mittlerweile „modern“, in Rüstungsindustrie zu investieren.
Bei meiner heutigen Bank, einer öffentlich-rechtlichen Institution in einer Großstadt, hat sich die Situation ebenfalls etwas gewandelt. Zwar kann ich nach wie vor keine offiziellen Empfehlungen für Rüstungsaktien erwarten, aber die Nachfrage hat dazu geführt, dass neue Fonds, die auch Waffenhersteller beinhalten, ins Leben gerufen wurden. Dies zeigt die zunehmende Akzeptanz von Investitionen in die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie.
Rheinmetall, das Unternehmen hinter dem Leopard-2-Panzer, hat in den letzten Jahren eine beeindruckende Entwicklung durchgemacht. Kürzlich stieg der Aktienkurs über 900 Euro. Der Anstieg wird durch die wachsenden Rüstungsausgaben in Europa verursacht, was den DAX an neue Rekorde treibt. Das Unternehmen plant sogar, ein ehemaliges Alstom-Werk zu übernehmen, was den Aufwärtstrend weiter unterstützen könnte.
Leider habe ich, als ich damals die Möglichkeit hatte, nicht in Rheinmetall investiert. In der jetzigen Marktlage könnte ein Einstieg möglicherweise riskant sein. Aber für viele Kleinanleger gibt es ohnehin keinen perfekten Zeitpunkt für Investitionen.
Neben Einzeltiteln gibt es mittlerweile auch zahlreiche Aktienfonds und ETFs, die sich auf die Rüstungsindustrie spezialisiert haben und eine breitere Risikoverteilung ermöglichen. Die Vielfalt an „Todsündenaktien“ ist enorm: von Luxusgütern über Banken bis hin zu Alkohol und Tabak. Diese Investments können in schwierigen Zeiten stabiler sein, da sie weniger von wirtschaftlichen Abschwüngen betroffen sind.
Ich persönlich habe hinsichtlich moralischer Bedenken keine Einschränkungen. Warum nicht versuchen, etwas von dem Geld zurückzuholen, das von Politikern ausgegeben wird? Warum in sanktionierte Ökofonds investieren, wenn potenziell profitablere Optionen existieren? Letztlich bleibt es jedem frei, wie er sein Geld anlegen möchte, und das ist entscheidend.
Georg Etscheit ist Autor und schreibt für den Blog aufgegessen.info, den er mitbegründete, um den freien Genuss zu fördern.